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Impuls zum 7. Dezember

Zum 2. Sonntag im Advent

Von Albert Hohmann (Föhren), pax christi Trier

Lenke unsere Blicke

Jesaja 11
1 Doch aus dem Baumstumpf Isais wächst ein Reis hervor, / ein junger Trieb aus seinen Wurzeln bringt Frucht.
2 Der Geist des HERRN ruht auf ihm: / der Geist der Weisheit und der Einsicht, der Geist des Rates und der Stärke, / der Geist der Erkenntnis und der Furcht des HERRN. 3 Und er hat sein Wohlgefallen an der Furcht des HERRN. / Er richtet nicht nach dem Augenschein / und nach dem Hörensagen entscheidet er nicht, 4 sondern er richtet die Geringen in Gerechtigkeit / und entscheidet für die Armen des Landes, wie es recht ist. Er schlägt das Land / mit dem Stock seines Mundes und tötet den Frevler / mit dem Hauch seiner Lippen. 5 Gerechtigkeit ist der Gürtel um seine Hüften / und die Treue der Gürtel um seine Lenden. 6 Der Wolf findet Schutz beim Lamm, / der Panther liegt beim Böcklein. Kalb und Löwe weiden zusammen, / ein kleiner Junge leitet sie. 7 Kuh und Bärin nähren sich zusammen, / ihre Jungen liegen beieinander. / Der Löwe frisst Stroh wie das Rind. 8 Der Säugling spielt vor dem Schlupfloch der Natter / und zur Höhle der Schlange streckt das Kind seine Hand aus. 9 Man tut nichts Böses / und begeht kein Verbrechen / auf meinem ganzen heiligen Berg; denn das Land ist erfüllt von der Erkenntnis des HERRN, / so wie die Wasser das Meer bedecken.

Ankündigung
Der Prophet Jesaja hatte dem König Achas während der syrisch-eframitischen Bedrohung vor politischem Taktieren zur Erhaltung seiner Dynastie gewarnt. Er setzt sich für die Herrschaft des HERRN und deren Programm ein. Dem König wird als Zeichen Gottes die Geburt eines Sohnes angesagt. Er soll Immanuel, d.h. Gott mit uns, heißen. (Jes 7,14-17). Der Neugeborene ist Zusage, dass der HERR zu seinem Volk steht. Die Zusage wird nicht aufgegriffen und es kommt zum katastrophalen Ende des Landes im Jahr 586. Im Exil wurde die Verheißung des Jesaja neu gehört und man sah in ihr den Hinweis auf ein neues Königtum, das bedeutet die Befreiung von dem drückenden Joch bringt. Die Geburt des Kindes lässt ein neues Licht erstrahlen, bringt Freude. Seine Herrschaft wird gekennzeichnet mit den Worten: „Wunderbarer Ratgeber, Starker Gott, / Vater in Ewigkeit, Fürst des Friedens.“ (Jes 9,5). Sein Kennzeichen ist, dass der Geist des HERRN auf ihm ruht, der Geist der lebendig macht. So beschreibt die heutige Lesung die Regierung dieses neuen Königs mit den Charakteristika: Weisheit, Einsicht, Rat, Erkenntnis und Furcht des HERRN.  Daraus folgt eine neue Art des Zusammenlebens. Vor allem wird das umgesetzt, indem den Geringen und Armen Gerechtigkeit verschafft wird. Das Böse ist verschwunden, untereinander herrscht Eintracht, Friede, Schalom. Die Ignoranz der Könige und der Oberschicht haben Israel in die Katastrophe geführt. Die Rückbesinnung auf den Gott der Befreiung und des Bundes ermöglicht eine neue, lebenswerte Zukunft. In der tiefen Not des Exils entsteht so die Verheißung eines neuen Königs, dessen Verbindung mit den Gaben des HERRN Leben im Schalom ermöglicht.
Der Psalm 72 (folgend in Auszügen) meditiert dieses Programm für den König Salomo. Man darf es durchaus grundsätzlich für die Regentschaft eines Königs und auch für sonstige Herrschaft lesen.

Psalm 72
1 Verleih dein Richteramt, o Gott, dem König, * dem Königssohn gib dein gerechtes Walten.
2 Er regiere dein Volk in Gerechtigkeit * und deine Elenden durch rechtes Urteil.
3 Dann tragen die Berge Frieden für das Volk * und die Hügel Gerechtigkeit.
4 Er schaffe Recht den Elenden des Volks, / er rette die Kinder der Armen, *
7 In seinen Tagen sprosse der Gerechte * und Fülle des Friedens, bis der Mond nicht mehr da ist.
8 Er herrsche von Meer zu Meer, * vom Strom bis an die Enden der Erde.
12 Ja, er befreie den Armen, der um Hilfe schreit, * den Elenden und den, der keinen Helfer hat.
13 Er habe Mitleid mit dem Geringen und Armen, * er rette das Leben der Armen.
14 Aus Unterdrückung und Gewalt erlöse er ihr Leben, * kostbar sei ihr Blut in seinen Augen.
15a Er lebe * und Gold von Saba soll man ihm geben!
15b Man soll für ihn allezeit beten, * jeden Tag für ihn Segen erflehen.
16a Im Land gebe es Korn in Fülle, * es rausche auf dem Gipfel der Berge.
16b Wie der Libanon sei seine Frucht, * sie sollen blühen aus der Stadt wie das Gras der Erde.
17a Sein Name soll ewig bestehen, * solange die Sonne bleibt, sprosse sein Name.
17b Mit ihm wird man sich segnen, * ihn werden seligpreisen alle Völker.
18 Gepriesen sei der HERR, der Gott Israels! * Er allein tut Wunder.
19 Gepriesen sei der Name seiner Herrlichkeit auf ewig! * Die ganze Erde sei erfüllt von seiner Herrlichkeit. Amen, ja amen.

Das Auftreten des Täufers: 3,1–12
1 In jenen Tagen trat Johannes der Täufer auf und verkündete in der Wüste von Judäa: 2 Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe. 3 Er war es, von dem der Prophet Jesaja gesagt hat: Stimme eines Rufers in der Wüste: / Bereitet den Weg des Herrn! / Macht gerade seine Straßen! 4 Johannes trug ein Gewand aus Kamelhaaren und einen ledernen Gürtel um seine Hüften; Heuschrecken und wilder Honig waren seine Nahrung. 5 Die Leute von Jerusalem und ganz Judäa und aus der ganzen Jordangegend zogen zu ihm hinaus; 6 sie bekannten ihre Sünden und ließen sich im Jordan von ihm taufen. 7 Als Johannes sah, dass viele Pharisäer und Sadduzäer zur Taufe kamen, sagte er zu ihnen: Ihr Schlangenbrut, wer hat euch denn gelehrt, dass ihr dem kommenden Zorngericht entrinnen könnt? 8 Bringt Frucht hervor, die eure Umkehr zeigt, 9 und meint nicht, ihr könntet sagen: Wir haben Abraham zum Vater. Denn ich sage euch: Gott kann aus diesen Steinen dem Abraham Kinder erwecken. 10 Schon ist die Axt an die Wurzel der Bäume gelegt; jeder Baum, der keine gute Frucht hervorbringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen. 11 Ich taufe euch mit Wasser zur Umkehr. Der aber, der nach mir kommt, ist stärker als ich und ich bin es nicht wert, ihm die Sandalen auszuziehen. Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen. 12 Schon hält er die Schaufel in der Hand; und er wird seine Tenne reinigen und den Weizen in seine Scheune sammeln; die Spreu aber wird er in nie erlöschendem Feuer verbrennen.

Das Himmelreich ist nahe
Das Evangelium richtet den Blick auf das Kommende: die Herrschaft des Himmels und ihren vollmächtigen Verkünder. Das geschieht durch Johannes den Täufer, der schon durch seine Nahrung und seine Kleidung als Prophet charakterisiert wird. Er gleicht so besonders Elias, der im Judentum als Vorläufer des Messias gesehen wurde. Auf ihn wird das Wort des Propheten Jesaja aus der Zeit der Rückkehr aus dem Exil angewandt, dass er die Stimme des Rufers in der Wüste sei, die fordert, den Weg des Herrn zu bereiten. Die Leute ziehen zu ihm hinaus, bekennen ihre Sünden und lassen sich taufen. Zornig geht Johannes mit der erschienenen Oberschicht um. Ihnen ruft er zu, das sie sich nicht auf die Kindschaft Abrahams verlassen können, wenn sie nicht Früchte der Umkehr bringen.

Seine Botschaft zur Umkehr blickt aber darüber hinaus auf den, mit dem das Himmelreich gegenwärtig wird. Dieser Jesus von Nazareth ist größer als Johannes und wird mit dem Geist Gottes und dem Feuer taufen. Er wird Spreu und Weizen scheiden; der Spreu wird vernichtet, der Weizen eingefahren. Wer umkehrt, wird im Hause Gottes aufgehoben sein.

Der Kommende
Die Adventszeit richtet den Blick auf Weihnachten, dem Fest der Geburt Jesu Christi. Wie für Weihnachten haben sich für die Adventszeit Bräuche und Riten entwickelt: Adventskranz, Adventskalender oder auch Adventsmärkte. Allerdings die konkrete Ausgestaltung verdeckt mittlerweile den Blick auf das christliche Fest. Beispiel Adventskalender: Oft sind sie gefüllt mit Süßigkeiten, manchmal auch mit sehr eigenartigen Angeboten. So gibt es unter anderem Adventskalender für Feinschmecker, Adventskalender für Computer-Fans, Grillgewürze-Adventskalender, Kosmetik & Beauty-Adventskalender, Harry-Potter-Adventskalender, Zwönitzer-Schnaps-Adventskalender, Erotik-Adventskalender. Weihnachtsmärkte bieten mit Warenverkauf, Glühwein und Musikbeschallung gemütliche Stimmung. Zusammen mit den Verkaufsstrategien der Händler und Geschäfte wird der Advent zu einer geschäftigen Zeit, die die Menschen beansprucht und den Anlass verblassen lässt. Kommerz verdunkelt den Blick auf den Messias, der gekommen ist und wiederkommen wird.

Als Christen sind wir der Überzeugung, dass in Jesus schon der verheißene Messias gekommen ist, wie es von Johannes angekündigt wird. Zusammen mit der geschäftigen Adventszeit kann das dazu führen, das der Blick auf die noch offene Gottesherrschaft in ihrer Fülle verloren geht.

Die Lesung aus dem Propheten Jesaja spricht davon, welche Gaben auf dem Gesalbten des HERRN, dem Messias ruhen und wie sie Gerechtigkeit und Frieden im Zusammenleben der Menschen bewirken. In dem von Johannes verkündeten Kommenden sind sie schon verwirklicht, aber gleichzeitig noch offen. Der Blick auf die Botschaft des Propheten Jesaja zeigt, was noch aussteht. Die Einsicht und Erkenntnis, die aus der Furcht des Herrn kommt, befähigt zum gerechten Richten gerade für die Armen, Geringen, Verachteten, Ausgestoßenen. Knechtende Herrschaftsverhältnisse werden obsolet. Die Furcht des HERRN sorgt für ein gedeihliches Zusammenleben in Eintracht und Frieden. Die Botschaft und die Praxis Jesu unterstreichen das. Gerade dunkle Zeiten mit Krisen und Kriegen brauchen die Ausschau nach dem, was offen ist.

Umkehr
Der Ruf des Johannes zur Umkehr will gerade in der Adventszeit gehört werden. Sie ruft dazu auf, uns von der heillosen Gegenwart zu lösen und uns an der Botschaft Jesu und seiner Praxis zu orientieren. Sinneswandel bedeutet, uns von den Verstrickungen um uns und in uns zu befreien. Wohlstand, Leben auf Kosten der Armen und der Erde, Aggressionen in unterschiedlichsten Formen verhindern Herrschaft Gottes, lassen sie nicht zum Zug kommen, untergraben ihre Ankunft (Advent). Umkehr schafft Befreiung und eröffnet Hoffnung.

Wenn die Erde sich zum Himmel streckt;
ist Umkehr nicht länger ein fremdes, frommes, harmloses Wort,
sondern ein Schritt, der alle leben lässt.   
Verena Krause

Gebet
Herr und Gott, lenke unsere Wege mit dem Blick auf das Geburtsfest deines Sohnes Jesus Christus. Öffne unsere Herzen, unsere Sinne und unseren Verstand, damit wir ihm in allem, was wir tun, begegnen. Amen